Vorgezogene Wahlen im Jugendzentrum

Bönen - „Willst du schon einen ausgefüllten Wahlzettel?“, fragte Dietmar Rosin eine Schülerin der Pestalozzi-Hauptschule gestern im Go in. Die stutzte erst über das ungewöhnliche Angebot, lehnte dann aber bestimmt ab: „ Das ist doch illegal! Ich will selber wählen!“ Richtige Antwort, fand Jugendzentrums-Mitarbeiter Rosin, der zusammen mit seiner Kollegin Heike Constapel die jungen Erstwähler registrierte und die Stimmzettel aushändigte. Das Go in hatte sich am Mittwoch in ein Wahllokal für Schüler verwandelt.

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Dietmar Rosin (rechts) und Heike Constapel registrierten die Jungwähler im Go in und gaben die Stimmzettel aus.

Es herrschte großer Andrang am Mittwochvormittag im Go in, denn im Jugendzentrum fanden schon vor dem 25. Mai Wahlen statt. Zwar handelte es sich um simulierte Wahlen, dennoch war alles wie im richtigen Leben: Die Schüler der neunten und zehnten Klassen von Realschule und Hauptschule gaben ihre Wahlbenachrichtigung ab, erhielten Stimmzettel für die Kommunal- Kreistags- und Landratswahl, machten in der Wahlkabine ihre Kreuze und warfen den Umschlag in die Wahlurne. Das MCG hatte sich für eine Briefwahl entschieden.

Anschließend war ihre Meinung gefragt: Auf dem Konferenztisch lagen Zettel, die sie mit ihren Wünschen und Visionen für die Gestaltung in Bönen ausfüllen und an die Wand heften konnten. Dabei zeigte sich, dass die Themen, die Jugendlichen in Bönen auf den Nägeln brennen, sehr unterschiedlich sind. Die Forderungen reichen von einem Einkaufszentrum für Bönen und schnellerem Internet bis zu mehr Grünflächen und mehr Freizeitangeboten für Jugendliche.

Die simulierte Wahl war der vorerst letzte Akt des Projektes „Das erste Mal mit 16 – Kommunalwahl, mach mit“, mit dem Schüler der neunten und zehnten Klassen der Bönener Schulen fit für ihre erste Wahl gemacht werden sollten. Nicht nur im Politikunterricht wurde das Thema ausgiebig behandelt, auch bei der Podiumsdiskussion in der Sporthalle der Pestalozzi-Hauptschule vergangene Woche, zu der Politiker aller Parteien angetreten waren, konnten sich die Schüler ihre Meinung bilden.

So gaben einige Schüler gestern an, dass die Veranstaltung ihnen geholfen habe, sich für eine Partei zu entscheiden. Viele Hauptschüler fanden die Antworten der Politiker aber nicht ausreichend und wünschen sich konkretere Angaben. Deshalb wird es ein erneutes Treffen mit Politikern geben, um Fragen zu diskutieren. Zunächst ist ein Treffen mit Vertretern der FDP und der Linken geplant. Ob die wahlberechtigten Schüler am Sonntag auch wirklich ihre Chance nutzen und zur Wahl gehen, bleibt offen.

Die Ergebnisse dieser Wahl werden erst nach dem Wahlsonntag, und zwar am 2. Juni bekanntgegeben. - kir

(mit freundlicher Genehmigung des WA, Tageszeitung für Bönen)