Schüler laden Politiker zur Podiumsdiskussion

BÖNEN - Über eineinhalb Stunden lang diskutierten Neunt- und Zehntklässler der Pestalozzi-Hauptschule, des Marie-Curie-Gymnasiums und einige wenige Realschüler mit Kommunalpolitikern über ihre Arbeit, ihre Ansichten und ihre Pläne für Bönen. Respekt zollten die acht Politiker den Schülern am Ende - und schlugen übereinstimmend vor, daraus eine feste Veranstaltung zu machen.

© Tatenhorst

Die Kandidaten aller zur Wahl stehenden Parteien standen den Schülern Rede und Antwort.

Am Ende war die Zeit viel zu knapp bemessen, und viele Schüler konnten ihre Fragen nicht mehr loswerden. Gleichzeitig zogen die Politiker eine positive Bilanz. „Ich nehme Einiges zum Nachdenken mit“, sagte Friedhelm Lange von den Grünen. „Ich bin überrascht über das vorhandene Wissen über hochkomplexe Themen“, gab Ruth Tietz von den Linken zu, und BgB-Mitglied Thomas Cieszynsky freute sich über die politisch aktive Jugend, die er getroffen habe. „Ich bin begeistert von dieser Veranstaltung und habe gelernt, dass wir viel zu wenig tun“, sagte Rolf Dammrose von der FDP.

Tatsächlich war die Idee zu dieser Podiumsdiskussion von den Schülern ausgegangen. Im Hinblick auf die Kommunalwahl hatte die Lehramtsanwärterin Karoline Schalk eine Unterrichtsreihe „Setz dein Kreuzchen“ gestartet, um Politik aktiv gestalten zu können. Sie beschäftigten sich im Unterricht mit den Wahlprogrammen, den Kandidaten und ihren eigenen Fragestellungen und Forderungen an die Politik. Höhepunkt sollte die Diskussion mit den Politikern als Praxistag sein.

„Die Schüler sollen Anteil nehmen und Lust daran entwickeln, Dinge aktiv gestalten zu können - und sei es nur durch ihr Kreuzchen am Wahltag“, erklärte Hauptschulleiter Reinhard Engler. Die Initiatoren luden das Gymnasium und die Realschule dazu ein, den Tag mitzugestalten, allerdings hatte die Realschule einen pädagogischen Tag, sodass nur die Schüler kamen, die ihre Aufgaben erledigt hatten. Außerdem war der Treffpunkt Go in beteiligt - dort startet am Mittwoch die simulierte Kommunalwahl für Jugendliche.

Gestern drehte sich in der Sporthalle aber alles um die echte Wahl und die Lokalpolitiker. Die Erstwähler hatten viele Fragen. „Wie setzen Sie sich für die Jugendlichen ein?“ lautete die erste Frage einer Schülerin. Von Scheu war bei den Schülern nichts zu spüren. „Sie wollen alle nur das Beste für uns. Aber wie wollen Sie das umsetzen?“, fragte ein weiterer Schüler. Auch das Thema Inklusion schnitt eine Jugendliche an. Sie fragte, welchen Vorteil es habe, wenn alle Kinder auf eine Schule gehen würde.

„Wie wollen Sie erreichen, dass sich Jugendliche in Ihren Parteien engagieren. Politik muss jünger werden“, sagte eine junge Zuhörerin mit Blick auf die gestandenen Lokalpolitiker und kritisierte, dass viele Angebote der Parteien unbekannt seien.

Schließlich driftete das interessierte Publikum vom Lokalen ab und fragten nach der Einstellung der Politiker zur NSA-Affäre, zur Legalisierung von Cannabis, zur Sicherheit im Internet und der in Deutschland praktizierten Lobbypolitik, dem Freihandelsabkommen mit den USA oder der Genmanipulation. „Das war leider nicht mehr Lokalpolitik, aber wir wollten uns bewusst nicht einmischen“, sagte Schulleiter Engler. - tat

(mit freundlicher Genehmigung des WA, Tageszeitung für Bönen)