Pestalozzischüler der Go-IN-Klasse stellen Kunstprojekt vor

Fleur Vogel von der LAG KM und Kerstin Donkervoort (von links) stellten das Ergebnis des Kunstprojekts an der Pestalozzi-Hauptschule mit 15 Mädchen und Jungen vor. © Pinger

Bönen - Was sie erlebt haben, ihre Träume und Hoffnungen verarbeiteten Kinder und Jugendliche der Go-in-Klasse der Pestalozzischule jetzt in dem Kunstprojekt „Kranich“.

Wenn es kalt wird im Norden verlassen die Kraniche ihre Brutplätze, um im Süden zu überwintern. So retten die Vögel Jahr für Jahr ihr Leben. Auch viele Schüler der Go-in-Klasse an der Pestalozzihauptschule mussten ihre Heimat verlassen, um zu überleben. Andere folgten der Familie, weil der Vater oder die Mutter in Deutschland eine Arbeitsstelle gefunden hat.

Das, was sie auf ihrem Weg erlebt haben, und welche Träume und Hoffnungen sie mitbringen, verarbeiteten die Kinder und Jugendlichen jetzt in einem Projekt mit der Bönener Künstlerin Kerstin Donkervoort. Donnerstagmittag präsentierten sie das Ergebnis in ihrer Schule.

Es sind zwei große Leinwände, die die Mädchen und Jungen in den vergangenen vier Wochen gestaltet haben. Die eine steht für den Aufbruch, den Weg. Sie trägt den Grundton Blau. „Blau wie das Meer“, erklärte Kerstin Donkervoort. „Viele der Jugendlichen sind über das Meer hierhergekommen.“

So wie Ahmed Aisa etwa. Der jetzt 16-Jährige verließ seine Heimat Algerien ganz allein. Heimlich hat er sich auf den Weg gemacht, seiner Familie hat er nichts davon gesagt. Er wollte nicht, dass sie ihn von seinem Plan abhalten. Ahmed Aisas Reise war lebensgefährlich. Mit einem Plastikboot überquerte er das Meer, vom afrikanischen Kontinent nach Europa. Beinahe wäre der Teenager dabei ertrunken.

Er erreichte erst Spanien, dann Frankreich und schließlich, vor einem Jahr, Deutschland. Inzwischen lebt er in der Einrichtung für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Flierich. Seinen größten Wunsch, ein besseres Leben, hat er unter seinen Kranich geschrieben.

Rot symbolisiert das Ankommen

Dieser fliegt nun mit den anderen Vögeln auf der zweiten Leinwand, der roten. „Die Farbe soll das Ankommen symbolisieren“, so Kerstin Donkervoort. Während die Schüler auf dem blauen Bild ihre Erfahrungen, Ängste und Motive für den Aufbruch nach Deutschland festgehalten haben, sind auf dem roten ihre Träume und Wünsche zu lesen. „Schnell Deutsch lernen“, steht dort unter den bunten Zugvögeln, aber auch „Meine Familie wiedersehen“, „Einen guten Beruf“ und immer wieder das Wort „Frieden“.

Die beiden Werke bekommen jetzt einen Platz in der Hauptschule, gegenüber dem Raum der Go-in-Klasse. Für alle hingegen sichtbar sind die Holzkraniche, die die Kinder und Jugendlichen ebenfalls gestaltet haben. Sie hängen inzwischen am Zaun zum Schulgelände an der Lilienstraße. Die Kraniche sind bunt und verschieden – jeder ist anders, jeder ein Unikat – wie eben auch ihre Schöpfer.

Die 15 Mädchen und Jungen haben unterschiedliche Geschichten, sie sind zwischen zehn und 17 Jahren alt, stammen aus Polen, Syrien, Algerien, Afghanistan, aus Portugal, Brasilien, aus dem Kongo und dem Libanon. Einige von ihnen leben bereits seit drei Jahren in Deutschland, andere erst seit zwei Monaten. Sie wohnen bei ihren Eltern, in Jugendhilfeeinrichtungen oder bei Verwandten. Das Ankommen ist noch nicht bei allen abgeschlossen, doch auf dem Weg sind alle Mädchen und Jungen – so wie jetzt im Herbst die Kraniche.

In der Go-in-Klasse an der Pestalozzi-Hauptschule, die speziell für neu zugewanderte Schüler eingerichtet wurde (unsere Zeitung berichtete), lernen sie in erster Linie Deutsch, aber auch vieles über ihre neue Heimat. Das Kunstprojekt war für sie eine neue Erfahrung und eine Gelegenheit, sich mit ihrer Vergangenheit, mit ihrer aktuellen Situation, aber auch mit ihrer Zukunft zu beschäftigen. „Es hat Spaß gemacht“, stellen sie einheitlich fest.

LAG unterstützt Projekt an der Hauptschule

„Mir war das Projekt sehr wichtig“, sagt Fleur Vogel von der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur und Medien (LAG KM). Daher hat sich die ehemalige Kulturbeauftragte der Gemeinde besonders dafür eingesetzt, dass die LAG entsprechende Mittel dafür zur Verfügung stellt.

Gemeinsam mit Schulleiter Reinhard Engler, mit den beiden Lehrerinnen Beata Laux und Nicola Brüning sowie einigen Eltern, Geschwistern und Interessierten staunte Fleur Vogel bei der öffentlichen Präsentation gestern Mittag über das, was die jungen Künstler geschaffen haben.

Autor: Sabine Pinger E-Mail:lokales-boenen@wa.de

(mit freundlicher Genehmigung des WA, Tageszeitung für Bönen)